Januar 24, 2025

Der Preis für Kaffee hat einen Rekord erreicht

Von Süssmund Kaffee
Der Preis für Kaffee hat einen Rekord erreicht

Kaffee ist nach Erdöl und Ergdas einer der meist gehandelten Rohstoffe weltweit. Der Weltmarktpreis wird an der Börse über Terminkontrakte (Futures) bestimmt. Sowohl im Hochland gewachsener Arabica Kaffee als auch Robusta Bohnen aus dem Tiefland notieren auf den Rohstoffbörsen momentan auf einem Allzeithoch. 

Dies hat weitreichende Auswirkungen für den gesamten Markt, da sich alle Marktteilnehmer der Wertschöpfungskette an dem Referenzpreis orientieren. Von den hohen Preissteigerungen ist auch direkt mit den Produzenten gehandelter Kaffee betroffen.

Coffee C Market Futures Chart

Die Preisentwicklung des C-Market seit Oktober 2023

Heiß, heißer, 2024

Seit dem Eintreten des letzten El Niño Wetterphenomäns im Juni 2023 wurden große Kaffeeanbaugebiete in Zentralamerika, Brasilien und Vietnam für 18 Monate immer wieder von extremen Wetterereignissen geplagt. In der Geschichte der Wetteraufzeichnungen zu El Niño gilt die letzte Episode als die viertstärkste. Diese brachte insbesondere Hitze und Trockenheit, aber auch starke Regenfälle und Überschwemmungen. Die geringere Ernte bei gleichzeitig steigender Nachfrage nach Kaffee ist der Hauptgrund für die starken Preissteigerungen.

2024 war das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Weniger Regen und längere Hitzeperioden haben auch in der ersten Jahreshälfte 2024 das Wachstum und die Ernte der Kaffeepflanzen negativ beeinflusst. Anfang des Jahres 2024 hatten die Märkte noch auf eine Erholung der Ernte in Brasilien gehofft, was sich im Frühling 2024 bereits als falsch herausgestellt hat. Gleichzeitig wurden Vietnam, der zweitgrößte Kaffeeproduzent weltweit nach Brasilien, und Zentralamerika wieder von Hitze und Trockenheit heimgesucht.

Einen weiteren rasanten Preisanstieg des C-Market gab es, als im September & Oktober 2024 in Brasilien erneut Hitze und Trockenheit den Kaffeepflanzen am Beginn der Blütezeit zusetzten. Damit wurden bereits frühzeitig Ängste geschürt, dass die zukünftige Ernte 2025 in Brasilien wieder schlecht ausfallen könnte. Seitdem verharren die Rohkaffeepreise auf einem Allzeithoch, ohne Sicht auf Besserung. 

Vertrocknete Kaffeeblüten in IndienVertrocknete Kaffeeblüten in Indien, Quelle: Fresh Cup


Hohe Zinsen, Blockade im Suez Kanal und Trump

Unabhängig davon, tragen aber auch andere Faktoren zu den hohen Kaffeepreisen bei. Einerseits ist die Finanzierung von Kaffeeimporten aufgrund von den immer noch relativ hohen Leitzinsen teuer. Rohkaffees müssen von den Röstern oder Kaffeehändlern schon viele Monate vor dem Eintreffen in deren Lager angezahlt und bezahlt werden. In der Regel kaufen Röster gleich eine gesamte Jahresmenge eines bestimmten Kaffees. Demnach dauert es 6-18 Monate bis der eingekaufte Rohkaffee geröstet, verkauft und damit Umsatz generiert wird.

Außerdem sind die Transportkosten aufgrund der Umschiffung des Suez Kanals gestiegen. Wegen den anhaltenden Angriffen der Huthi Rebellen auf Frachtschiffe, wählen viele Reedereien die deutlich längere Route aus Asien nach Europa über das Kap der Guten Hoffnung. Davon betroffen sind auch Kaffees aus großen Anbauländern in Afrika wie Äthiopien oder Kenia. Dies führt neben Verzögerungen im Handel auch zu höheren Kosten.

Photo by Darren Halstead

Photo by Darren Halstead, Unsplash

Zu guter Letzt spielt auch der starke USD eine Rolle bei der Teuerung des Kaffee, zumindest außerhalb der USA. Da Kaffee in USD gehandelt wird, müssen Einkäufer aus Europa mehr bezahlen, wenn der EUR gegenüber dem USD abgewertet hat. Genau das ist seit dem Wahlsieg von Trump eingetreten und hat den Beschaffungspreis von Kaffee in der Eurozone zusätzlich belastet. 

Moderate Preissteigerungen für die Konsumenten

Die Konsumenten werden im Laufe des Jahres 2025 definitiv mit höheren Kaffeepreisen konfrontiert werden. Je nach Kaffeebohnen werden die Preise für Kunden vermutlich zwischen 10-30% steigen. Insbesondere billige Kaffees, die sensibler auf Preisschwankungen am C-Market reagieren, werden stärker steigen als hochwertige Kaffees. In der Gastronomie kann man mit einer moderaten Teuerung von 5-10 Cent pro Tasse rechnen, damit wären die höheren Einkaufspreise abgefedert.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass die letzten starken Preissteigerungen bereits auf unsichere Ernteprognosen 2025 zurückzuführen sind und die Nervosität der Marktteilnehmer wiederspiegelt. Nach einer schlechten Ernte im Vorjahr kann sich der Markt nur über gute Nachrichten einer besseren Ernte beruhigen. Sollten allerdings wieder schlechte Prognosen eintreffen oder die Volatilität am Kaffeemartk von Spekulaten befeuert werden, sind auch weitere Preissteigerungen nicht auszuschließen.

Höheres Einkommen für die Kaffeebauern

Von den hohen Kaffeepreisen profitieren vor allem die Kaffeeproduzenten und deren Erntehelfer. Durch den starken Anstieg des Kaffeepreises profitieren alle Produzenten, die zumindest mehr als die Hälfte der letztjährigen Ernte produziert haben (denn der Preis für Kaffee hat sich verdoppelt). Dies ist eine erfreuliche Nachricht im Sinne der sozialen Gerechtigkeit. Schließlich leben viele Erntehelfer immer noch an der Armutsgrenze und profitieren enorm davon, einen deutlich höheren Lohn für die gepflückten Kaffeekirschen verlangen zu können. Somit kann den höheren Kaffeepreisen auch etwas Gutes abgewonnen werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Preise auf einem stabilen, für alle Marktteilnehmer nachhaltigen Niveau einpendeln und Kaffee nicht zum Luxusprodukt wird.

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