Kaffeekapseln: Portionierter Fluch und Segen
Photo by Jisu Han
Die erste Kaffeekapsel hat bereits 1986 das Licht der Welt erblickt. Den Kaffeemarkt revolutioniert haben Kaffeekapseln jedoch erst Mitte der 2000er Jahre. In Österreich trinken runden 42% der Haushalte Kaffee am liebsten aus der Kapsel. Aber warum?
Bequemer Kaffeekonsum
Die Zubereitung von Kapselkaffee ist besonders einfach und schnell. Wasser einfüllen, aufheizen, Kapsel rein, Knopf drücken - fertig. Kein Aufbrühen von Wasser, kein Abwiegen, kein Einstellen des Mahlgrad sondern Automatismus pur. Auch im laufenden Betrieb ist ein Kapselautomat ziemlich pflegeleicht.
Weil der Kaffee in der Brühkammer (Kapsel) eingeschlossen ist, entsteht nahezu kein Schmutz. Im Sudbehälter finden sich nur wenige Kaffeereste. Kurzes Ausspülen mit warmen Wasser und regelmäßiges Entkalken genügen. Der laufende Reinigungs- und Wartungsaufwand ist daher relativ gering.
Kaffeekapseln reduzieren somit Komplexität im Haushalt, sparen Zeit und sorgen für unkomplizierten Kaffeekonsum. Das einstige Ritual der Kaffeezubereitung weicht einem automatisierten Bezug. Die Kapseln sind in den modernen Alltag eingebettet, genauso wie Fertiggerichte, abgepackter Salat und Alexa. Doch überwiegen diese Vorteile den Nachteilen?
Viel Geld für wenig Kaffee
Die meisten Kaffeekapsel enthalten 4-6 Gramm gemahlenen Kaffee, ebenso viel wiegt das umschließende Verpackungsmaterial. In Siebträgermaschinen und Vollautomaten verwendet man für gewöhnlich 8-10 Gramm Kaffee für einen einfachen Espresso. Allein schon aufgrund der geringen Dosierung ist das Ergebnis in der Tasse daher relativ mau, unabhängig vom verwendeten Rohkaffee und dem Röstprofil. Aber nicht nur die Geschmacksknospen leiden, sondern auch die Geldbörse.
Die Kosten pro Kapsel variieren zwischen 20 - 45 Cent. Je nach Dosierung der Hersteller kostet 1kg Röstkaffee in Kapseln demnach 33-112 Euro. Vergleicht man dies mit Preisen für ganze Bohnen (ab 8 Euro im Supermarkt bis zu 30 Euro vom Röster deines Vertrauens), ist Kapselkaffee somit ziemlich teuer. Ziemlich sehr teuer in manchen Fällen....
Fragwürdige Umweltbilanz
Bleibt noch die Sache mit der Umwelt, der sich auch Arne von Coffeeness eingehend widmet. Ob Kapseln aus Aluminium oder Kunststoff verträglicher für die Umwelt sind, ist umstritten. Kapselhersteller werben mit dem Recycling, tatsächlich recycled werden diese jedoch nur zu rund 40-50%. Von den geschätzten 200 Millionen Kapseln pro Jahr (!) in Österreich landet also zumindest die Hälfte im Restmüll. Und selbst wenn die Kapseln recycled werden, ist deren Verwertung in der Tonne für Metall oder Plastik in manchen Gemeinden unklar.
Zusammengefasst
Die Kaffeekapsel hat ohne Zweifel den häuslichen Kaffeekonsum revolutioniert. Als saubere, schnelle Zubereitungsart fügt sie sich nahtlos in den von Stress geplagten Alltag. Der Preis dafür sind horrende langfristige Kosten und enorme Abfallproduktion.
Der Wunsch nach Bequemlichkeit scheint anderen konsumrelevanten Faktoren zu überwiegen. Anders lässt sich die hohe Durchdringungsrate trotz wirtschaftlicher und ökologischer Nachteile nicht erklären.
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